Newsletter 19

In den letzten Wochen hat sich die militärische Lage im Jemen nur wenig verändert, doch wurden die bewaffneten Auseinandersetzungen schwächer, abgesehen von einigen erstarrten Frontlinien. Zwar bombardiert die saudische Luftwaffe nach wie vor mit Cluster- und anderem Bombenmaterial den Nordjemen bis ins südliche Taiz, doch ist die Frequenz der Bombeneinsätze derzeit geringer. Militärisch besonders aktiv ist hingegen alQaida: Sie kämpft in alBeidha, Schabwa und Abyan um ihre Rückzugsgebiete gegen die Houthi/Saleh-Truppen und mit den Hizam-Brigaden um ihr Überleben im Süden.

Friedensgespräche haben unter den Vorgaben und Bedingungen der „Internationalen Gemeinschaft“, bestehend aus US, UK, KSA und VAE, derzeit keine Chance und werden auch immer wieder verschoben. Dennoch werden in diesen Wochen die Weichen für die zukünftige Ausrichtung in den einzelnen Landesteilen gestellt. An diesen vorläufigen Nachkriegsentwicklungen lässt sich ein Auseinanderdriften der einzelnen Landesteile feststellen. Diese Veränderungen werden am meisten in den größeren Städten offensichtlich, wo sich die neuen Ordnungsmächte zu konsolidieren versuchen.

Aden

In Aden ist 18 Monate nach Ende der Kriegshandlungen die Infrastruktur der Stadt fast wieder funktionsfähig, obwohl es immer wieder Stromausfälle gibt. Zwar wurden moderne Dieselgeneratoren aus den Emiraten nach Aden gebracht, doch diese müssen wegen Treibstoffmangel zeitweise abgestellt werden. Auch die Abwasser- und Abfallentsorgung funktioniert jetzt besser. Die immer wieder angekündigte Inbetriebnahme des Flughafens ist jedoch nur eingeschränkt eingetreten: eine neu gegründete private „Queen Bilqis Airline“ soll Aden und Mukalla-Ryan mit internationalen Zielen versorgen. Auch großartige Ankündigungen der Wiederinbetriebnahme des Hafens gehen nur schleppend voran. Die Universität Aden war zwar bis auf drei Monate im Frühjahr 2015 stets in Betrieb, doch wurden nun die gesetzlichen Voraussetzungen und Studienordnungen sowie Stellenbesetzungen für die Absolvierung regulärer Studien geschaffen. Gerichte, Sicherheitsorgane und die öffentliche Verwaltung funktionieren jedoch noch immer nicht.

Bild: Neue Dieselgeneratoren in Aden aus den Emiraten sind wegen Treibstoffmangel zeitweilig außer Betrieb.

Seit Ende November ist Abdrubbah Mansur Hadi im Präsidentenpalast Maschiq in Aden-Tawahi ansässig, den er jedoch aus Sicherheitsgründen nur selten verlässt, zuletzt zu einem einwöchigen Abstecher nach Mukalla. Kritiker fürchten, dass Hadi einen Ausverkauf jemenitischer Ressourcen und Interessen betreibt, um die Kosten seines Regimes zu finanzieren.

Ende Dezember wurde – nach der Verlagerung der Zentralbank von Sana´a nach Aden – den Armeeangehörigen erstmals seit drei Monaten der Sold ausgezahlt und damit die Lage etwas beruhigt. Aden als „provisorische Hauptstadt“ sollte laut Hadi zur Modellstadt werden, doch dies ist bisher gründlich misslungen, vor allem aufgrund der instabilen und unsicheren Lage in der Stadt. Die Autobombenanschläge, die Daasch zur Eigenwerbung und Rekrutierung nützt, töten und verwunden in periodischen Abständen vor allem junge Rekruten in Massen. Zeitweilig haben in Aden bis zu 18 bewaffnete Gruppierungen und Milizen agiert, das Chaos und die Verunsicherung der Bevölkerung eskaliert. Alle 100 Meter gab es Checkpoints, an denen verschiedenen Milizen Kontrollen durchführten und „ihre“ Territorien bewaffnet abgrenzten.

Bild: Daasch wirbt mit dem Bild des jugendlichen Selbstmordattentäters mit Sprengstoffgürtel, der am 19.12. 2016 in Aden 40 Soldaten tötete und 50 verletzte

Zahlreiche Adanis haben gegen die Missstände demonstriert, Reifen auf den Straßen verbrannt und Blockaden errichtet, aus Protest gegen den Benzinmangel, die Stromabschaltungen, das Fehlen öffentlicher Dienstleistungen und die Unsicherheit. Auch die Sezessionisten bekamen wieder Auftrieb.

Hadi versucht nun, Oberhoheit über die Milizen entweder zu gewinnen oder sie zu eliminieren. Am wichtigsten sind dabei die sogenannten „Hizam-Brigaden“ (Sicherheitsgürtel). Dabei handelt es sich um Verbände in den südlichen Provinzen, die von den Emiraten (eventuell auch von KSA und Qatar) geschaffen und finanziert werden. Die bisher ca. 15.000 Sicherheitskräfte der „Hizam“ wurden im Südjemen rekrutiert und von emiratischen Offizieren insbesondere in Terrorbekämpfung in vier Provinzen ausgebildet und sollen gezielt gegen alQaida und Daasch eingesetzt werden, weshalb sie auch Zielscheibe der beiden Terrororganisationen sind. AlQaida wächst derzeit auf Kosten von Daasch, möglicherweise weil es ersterer gelingt, Widerstandskräfte gegen die „Besatzungstruppen“ zu mobilisieren und es Militär, politische Führungskräfte und auch Kleriker tödlich bekämpft. Andererseits soll das oberste Kommando der Hizam aus fundamentalistischen Salafisten bestehen. Bis jetzt haben sich die Hizam bei der Adaner Bevölkerung nicht beliebt gemacht, weil sie rigoros übergriffig agieren und bisher nicht dem Kommando Hadis folgen, sondern direkt von den Besatzungsmächten finanziert und daher fremdbestimmt sind. Sie bedrohen die Bevölkerung und führen eigene Gefängnisse. Die Spannungen zwischen Hadi und den Hizam-Verbänden weisen auch auf erhöhte Spannungen zwischen Hadi und den Emiraten hin. Es scheint, dass die Emirate Hadi nur halten, weil sie für rechtlich verbindliche Eingriffe im Süden eine legalisierte Rechtsperson benötigen.

Marib

Gouverneur der zentralen Provinz Marib mit bedeutenden Öl- und Gas-vorkommen ist der Hadi-treue Sultan alArada, der bisher auch mit der saudischen Besatzung kooperiert. Offensichtlich steht auch die Mehrzahl der Stämme, die in Marib die stärkste gesellschaftliche Kraft stellen, hinter dem Salafisten Arada. Marib war der erste Stützpunkt der saudischen Bodeninvasion im Mai 2015, die gleich zu Beginn einen schweren Rückschlag durch einen Raketenangriff erlitt. Seitdem beteiligen sich saudische

Truppen nicht mehr direkt an den Kämpfen am Boden. Zwar gibt es in Marib wie auch in den südlichen Provinzen ausländisches Militär, vor allem aus den Emiraten, Saudi Arabien und den USA, doch hält es sich aus Sicherheitsgründen in den Kasernen und Armeelagern verschanzt. Gekämpft wird seit einem Jahr ohne größere Verschiebungen des Frontverlaufs nur im gebirgigen Westen der Provinz Marib an der Grenze zu Sana´a-Umgebung, vor allem in der ehemaligen sabäischen Metropole Sirwah und in Nehm. Die Provinzhauptstadt Marib ist derzeit eine stämmisch geprägte Kleinstadt mit etwa 30.000 Einwohnern, scheint aber eine bedeutendere Zukunft zu haben, denn in letzter Zeit hat eine rege Bautätigkeit eingesetzt. Es werden viele private Häuser neu errichtet. Bauherren sind vor allem Zugereiste aus den von den Houthis besetzten Gebieten. Es sind vor allem Proponenten der Islah-Partei, Anhänger der Salafisten, der Muslimbrüder, Stammesscheichs und Nordjemeniten aus dem Umkreis Hadis, sowie Proponenten des Moutamar, die sich vom Moutamar Salehs abgespalten haben und Hadi ins Exil gefolgt sind, die sich Marib zum neuen Wohnort auserkoren haben. Sie stammen aus Amran, Sana´a, Dhamar und anderen Städten des Nordens, die derzeit von den Houthis und dem Moutamar regiert werden. Offensichtlich rechnen diese Binnenflüchtlinge, von denen viele zwischenzeitlich außer Landes waren, nicht mehr damit, in absehbarer Zeit nach Sana´a oder die anderen Städte des Nordens zurückkehren zu können.

Sie gehen davon aus, dass längerfristig keine Rückkehr möglich und Marib Hauptstadt der Region Saba sein wird, und rechnen offensichtlich damit, dass die in der Nationalen Dialogkonferenz 2013/14 beschlossene Föderalstruktur doch noch umgesetzt wird und Marib Hauptstadt der Region Saba mit den Provinzen Marib, alJauf und alBeidha werden wird. Die Grundstückspreise in Marib schießen jedenfalls in die Höhe.

Taiz

Manche Beobachter vergleichen die Lage in Taiz mit jener von Aleppo. Seit Kriegsbeginn Ende März 2015 wird erbittert gekämpft. Dass gerade die liberalste, reichste und freieste Stadt des Jemen zum Schauplatz erbitterter und z.T. sektiererischer Kämpfe wurde, erscheint wie eine Ironie des Schicksals. Der Stadtkern von Taiz wird von einer Widerstandsbewegung gehalten, die unter der Führung von Hamud alMikhlafi die in einer Mulde gelegene Stadt mit allen Mitteln, insbesondere Artillerie zu halten versucht. Der Volkswiderstand im Stadtgebiet von Taiz ist salafistisch geprägt und repräsentiert sicher nicht die Grundhaltung des Großteils der Bevölkerung, die nur noch Frieden wünscht. Auf den Bergen rund um Taiz belagern die Verbände der Houthis und Salehs die Stadt und nehmen sie mit schweren Geschossen unter Feuer. Nach 20 Monaten Krieg sind Teile der Stadt so zerstört wie Aleppo. Häufig werfen zudem die Flugzeuge der saudischen Koalition Bomben über der Stadt und dem Umland ab. Beide Kriegsparteien, insbesondere aber die Belagerer haben sich der Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht. Zahlreiche der über eine halbe Million Einwohner sind aus den östlichen umkämpften Vierteln der Stadt geflohen. Der Belagerungsring um die Stadt hat zu einem schweren Versorgungsnotstand an Medizin und Lebensmitteln geführt. Die Güter werden auf Eselspfaden in die Stadt geschmuggelt und sind nur zu erhöhten Preisen erhältlich.

Bild: Mitglieder der salafistischen Miliz „Volkswiderstand“, die vom Volk mehrheitlich nicht geschätzt wird, im weitgehend zerstörten Taiz

„Shooting and looting“ ist die Taktik der Milizen im „befreiten“ Taiz, wo sich aufgrund der bewaffneten Eskalation und der Not der Bevölkerung der Hass zwischen fundamentalistischen Sunniten und Zeidis aufschaukelt. Verlassene Häuser werden umgehend von den salafistischen Milizionären geplündert, Einwohner verschleppt und bleiben oft wochenlang verschwunden. Es gibt auch Beschwerden, dass die Milizionäre nach der Eroberung von Straßenzügen die Haustüren durch Schüsse öffnen und dann plündern. Kein Gebiet, keine Stadt im Jemen – außer Saada – wurde so brutal vom Krieg heimgesucht wie Taiz. Gerade der Mittelstand leidet am meisten unter dem Krieg: Häuser werden zerstört und geplündert, viele Schulen sind geschlossen, öffentliche Bedienstete haben monatelang keine Gehälter ausgezahlt bekommen, viele sind arbeitslos und müssen ihre Ersparnisse oder ihr Hab und Gut verkaufen um zu überleben. Kühlschränke, Fernsehapparate, Waschmaschinen und Möbel aller Art sind am Markt von Taiz zur Hälfte des Wertes angeboten. Viele Menschen fühlen sich zwischen den Fronten von beiden Seiten terrorisiert. Ein geplagter Taizi:

“Ich habe weder zu den Houthis noch zur Widerstandsbewegung Vertrauen, weil beide sich nicht um die Zivilbevölkerung kümmern“. Geplündert wird aber auch in von den Houthis besetzten Gebieten im Umland von Taiz.

Dennoch ist die Lage in Zonen unter Houthi-Kontrolle wesentlich besser, weil Polizei, Schulen, Krankenhäuser, Gerichte im Gegensatz zu den von den Milizionären besetzten Gebieten funktionieren. Zeitweise haben auch alQaida-Kämpfer an der Seite des „Volkswiderstands“ gegen die Houthi-Belagerung gekämpft, derzeit soll dies nicht der Fall sein. Tatsache ist aber, dass die Milizen die Reste von Ordnung eher zerstören und Anarchie verbreiten. Damit schaffen sie ein ideales Klima für die Terrororganisationen.

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Newsletter 18

Am 31.10. berichtete der UN-Sondergesandte für den Jemen, Ismail Ould Scheich Ahmed, vor dem UN-Sicherheitsrat über seine Lagebeurteilung im Jemen. Er musste die Erfolglosigkeit seiner jüngsten Bemühungen eingestehen, weil der dreitägige Waffenstillstand nicht verlängert werden konnte und seitdem das Gewaltpotential der Angriffe weiter anstieg. Sowohl die Houthi-Saleh-Fraktion in Sana´a wie die Exilregierung in Riad haben die neueste Roadmap Scheich Ahmeds abgelehnt.

Dessen Marschroute sah vor, dass ein militärischer und ein Sicherheitsrat gebildet werden, welche die vorgesehenen Schritte wie Rückzug der Ansarallah/Moutamar aus den Städten Sanaa, Taizz und Hodeidah (wer soll wohin gehen?) und die Übergabe der Waffen (an wen?) überwachen sollen. Aufgabe der beiden Gremien wäre es außerdem, die vollständige Beendigung der militärischen Auseinandersetzungen und die Sicherheit der Bevölkerung und der staatlichen Einrichtungen zu garantieren.

Die Roadmap sieht parallel dazu politische Maßnahmen vor, wie die Ernennung eines Vizepräsidenten (wer ernennt ihn auf Grund welcher Kriterien?) und die Bildung einer Einheitsregierung vorsehen, welche den Übergangsprozess und die Wiederaufnahme des politischen Dialogs leitet, dann den Verfassungsentwurf fertigstellt und schließlich zu Wahlen führt.

Scheich Ahmed führt das Scheitern seiner Roadmap darauf zurück, dass

„the political elite in Yemen remains unable to overcome their differences and prioritize national, public interest over personal interests. It is time for the parties to realize that there can be no peace without concessions, and no security without agreement. They should base their positions on the question of how to ensure security and stability for the Yemeni people.“

Diese Schuldzuweisung an die jemenitische Elite ist sicher korrekt, übersieht aber, dass die Art und Weise, wie die UNO im Jemen zwischen den Konfliktparteien agiert, völlig asymmetrisch und parteiisch ist. Zunächst ist zu unterscheiden zwischen den jemenitischen Konfliktparteien und den kriegführenden Nationen, die nicht identisch sind.

  • Am UNO-Verhandlungstisch sitzen eben nur die Vertreter der Eliten, die um ihren Machterhalt kämpfen, und nicht die verschiedenen Interessensvertretungen des Südens, neuere politische Parteien, Gruppen der Zivilgesellschaft, Frauen, Minderheiten, regionale Interessensverbände – nämliche jene, welche einen Friedensschluss dringend herbeiführen wollen. Die Verhandlungsführung der UNO forciert demnach den Machtkampf der Eliten und damit die Fortsetzung deren Machtkampfes.
  • Die Kämpfe finden an den Fronten in alJauf, Marib, alBeidha, Lahij, Taizz, an der Rotmeerküste und auf saudischen Territorium statt. Die Krieg führenden Parteien, welche einen Waffenstillstand herbeiführen könnten, verhandeln aber gar nicht miteinander.
  • Dies sind auf der einen Seite der bewaffnete Arm der Houthis und die Saleh-treuen Militäreinheiten, welche einen Großteil des ehemaligen Nordjemen militärisch in Besitz genommen haben. Sie bilden eine relativ klar abgegrenzte militärische Einheit und werden von lokalen Milizen und Stämmen unterstützt.
  • Der Kriegsgegner ist Saudi Arabien, welches unterstützt von den USA, Großbritannien und dem Rest der Koalition einen seit 26.3.2015 andauernden nur sporadisch unterbrochenen Luftkrieg gegen das von den Houthi/Saleh besetzte Gebiet führt und am Boden von einer schwankenden und schrumpfenden Anzahl von diversen Söldnereinheiten, lokalen Milizen der Salafis, der Sezessionisten, Widerstandsgruppen mit sehr verschiedener Motivation und zunehmend von alQaida unterstützt werden. Exilpräsident Hadi ist einerseits völlig abhängig von seinem Gastgeber Saudi Arabien, hat selbst keinen militärischen oder politischen Rückhalt, weder im Nordjemen, noch im Süden, gibt aber vor, die Interessen des Jemen und der Jemeniten legitim zu vertreten. Er ist auch nicht bereit, politische Macht an einen Vizepräsidenten abzugeben, sondern will seine Macht als „international anerkannter Präsident“ behaupten.
  • Die den Luftkrieg führenden Parteien Saudi Arabien, die USA, die Emirate und Großbritannien treffen sich, teils auch mit anderen „Freunden“ des Jemen, zu Gipfeltreffen, auf denen es heißt, der Krieg müsse aufgrund der humanitären Lage schnellstens beendet werden, sie selbst sind aber offensichtlich nicht einmal bereit, über eine Einstellung der Luftangriffe zu verhandeln. Die USA und GB versuchen sich von den Massenbombardements auf Zivilisten im Jemen wegen der Kritik im eigenen Land immer mehr abzukoppeln, doch können saudi-arabische F 16 gar keine Bombenflüge in den Jemen ohne Auftanken durch US-Tankflugzeuge durchführen. Die USA könnten also den Bombenkrieg jederzeit stoppen, wollen es aber offensichtlich nicht.

Die Jemenagenda der UNO steckt wegen der völlig asymmetrischen Konstruktion von Verhandlungsebenen, fehlenden Verhandlungen der realen Kriegsgegner und Roadmaps in einer totalen Sackgasse, aus der zur Zeit kein Ausgang möglich scheint, zumal die UNO im Jemenkonflikt unter massivem Druck und Einflussnahme Saudi Arabiens agiert. Deshalb wird es auch kaum möglich sein, die Resolution 2216 des UN Sicherheitsrates zu revidieren, der die Unlösbarkeit des Konflikts erst zementiert hat. Hinzukommt dass der Jemenkrieg zunehmend eine Stellvertreter- oder Modellfunktion in einer Neuordnung des Mittleren Ostens einnimmt.

Seit Beginn Oktober werden die Kampfhandlungen gegen die jemenitische Zivilbevölkerung immer brutaler und gleichzeitig erhöht sich die Gefahr, dass der Krieg regionale Ausmaße annimmt, ja zu internationalen Konflikten führt, vor allem wenn es um den Schiffsverkehr im Roten Meer geht.

Am 1. Oktober beschossen die Houthi/Saleh-Verbände von der südlichen Rotmeerküste ein Militärschiff der VAE und beschädigten es schwer. Am 8. Oktober bombardierten die Saudis – mit US-Unterstützung – eine Begräbnisfeierlichkeit im Zentrum von Sana´a. Ziel war offensichtlich Ali Abdullah Saleh (der wohl im Ausgleich zum Machtverlust Hadi ausgeschaltet werden sollte, jedoch nicht anwesend war), sowie die Führungsriege des Moutamar und der Houthis. Mehr als 150 Personen, vor allem die Elite der Houthis und des Moutamar, starben im Doppelschlag, mehr als 500 wurden verletzt. Dann reklamierte der US-Zerstörer USS Masson, dreimal mit Geschossen von der jemenitischen Westküste angegriffen worden zu sein und zerschoss in Folge drei Radaranlagen der Houthi/Saleh. Offensichtlich befürchtete man dann doch eine internationale Eskalation im Roten Meer und die USA zogen die Behauptung zurück, es habe sich um Geschosse der Houthi-Saleh gehandelt. Man wusste nun nicht mehr, von wo die Geschosse und ob überhaupt welche auf die US-Masson abgefeuert wurden. Der vorläufig letzte Schlag ist eine Scud-Raketenattacke der Houthis in Richtung Mekka-Jeddah. Die Houthis behaupten, sie wollten den Militärflughafen in Jeddah treffen, von wo Bombenflüge in den Jemen starten. Saudische Medien hingegen behaupteten, der Raketenangriff, den sie abgewehrt hätten, sei auf die Kaaba in Mekka gerichtet gewesen und benützen diese Behauptung um massive antischiitische Propaganda in sunnitischen Ländern zu schüren.

Unterdessen eskaliert die humanitäre Situation unaufhörlich und wird durch von Hadi angeordnete Maßnahmen, wie die Verlegung der jemenitischen Zentralbank nach Aden (wo sie sogleich überfallen wurde) drastisch verschlimmert. Die öffentlichen Bediensteten, welche einen großen Teil der Arbeitnehmer stellen, haben seit zwei Monaten keine Gehälter erhalten, die Cholera breitet sich aus, die Zahl der schwerst unterernährten Kinder und Erwachsenen steigt ständig. Mehr als drei Millionen Menschen sind nun innerhalb des Landes auf der Flucht.

Und hier die Originalversion von Schech Ahmeds Uno Text

“The Roadmap foresees the creation of military and security committees, which would supervise withdrawals and the handover of weapons in Sanaa, Hodeida and Taiz. The committees would also be tasked with ensuring the complete end of military violence and the safety and security of the population and state institutions. The Roadmap also lays out interim political arrangements including the appointment of a new Vice President and the formation of Government of National Unity which would lead Yemen’s transition process and oversee the resumption of political dialogue, completion of the constitutional process and ultimately elections. I was informed, unofficially, that the parties have rejected the Roadmap. This demonstrates that the political elite in Yemen remains unable to overcome their differences and prioritize national, public interest over personal interests. It is time for the parties to realize that there can be no peace without concessions, and no security without agreement. They should base their positions on the question of how to ensure security and stability for the Yemeni people.

I should add that the worsening economic situation threatens to create a far greater humanitarian crisis in the coming months if urgent action is not taken. Salary payments for most civil servants have already ceased. This was a primary source of income for much of the population. Unless they are continued quickly, many more Yemenis will face destitution and be forced to rely on humanitarian aid to survive. There should be a commitment from all parties, including the Government of Yemen, the Houthis and GPC to collaborate to ensure the continued functioning of the Central Bank and a rapid resumption of salaries throughout the country.

Mr. President,

Despite the International Community’s calls for the Yemeni parties to fully commit to the peace process, the parties continued to embark on unilateral actions, which risk undermining the prospects for peace. On 2 October, the High Political Council established by the Houthis and GPC, asked the former Governor of Aden  to form a new government. President Hadi’s decision to replace the Governor of the Central Bank and relocate the Bank to Aden has created further economic uncertainty at a time when urgent measures to save the economy are necessary. Prime Minister Ahmed bin Dagher announced via social media plans to convene the National Body to ratify the draft constitution. I urge the parties to refrain from taking any further measures, which will only complicate reaching a negotiated settlement to put Yemen on the path to peace.

I conducted extensive consultations with the Yemeni parties and members of the international community over the last few weeks, and presented the parties with a comprehensive and detailed roadmap to end the conflict. The roadmap is consistent with Security Council resolution 2216 (2015) and other relevant resolutions, the GCC Initiative and its Implementation Mechanism, and the Outcomes of the National Dialogue Conference. The Roadmap contains a set of sequenced political and security steps, conducted in parallel, which would help Yemen return to a peace and orderly political transition.”

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Save Yemen before the famine rages

by Afrah Nasser

© Elmeri Kauko

Afrah Nasser is a multi-award winning Yemeni journalist and blogger focusing on Human Rights violations. She’s worked as a reporter at Yemen Observer newspaper (2008-2011) and started to blog about Yemen’s 2011 uprising onwards. Her blog was featured as one of the 10 must-read blogs from the Middle East by CNN and she has been featured twice as one of the 100 most influential Arabs by Business Arabian. In mid-2011, she became a political refugee in Sweden and continues to blog.

The war in Yemen has been often described by media as the forgotten war and in my view, that’s an inaccurate description. It’s rather a lucrative war; lucrative to the West and the East. It has been nineteenth months since the Saudi-led coalition, backed by the US and Britain, began its airstrikes campaign. This came following an attempted coup d’etat against president Abd Rabbuh Mansur Hadi by Yemen’s rebels group – the Houthis – in September 2014. Ever since, the West has been showing indifference to the tragedy in Yemen. As the US, UK and other Western countries have an interest in the arms sale with the Saudis, and a number of Arab countries are themselves members of the coalition, and the Houthi-Saleh coalition stands as deadly to thousands of Yemeni civilians, the international community is turning a blind eye to the atrocities in Yemen, mostly the silent death of thousands of Yemenis through starvation.
Towards the end of Yemen’s post-uprising transitional period in 2014, Yemen started to witness a counter-revolution movement, manifested in Houthis-Saleh alliance, each motivated by its own agenda. Houthis were discontent with the new political realignment preparing Yemen for a new ruling system (Federalism) and led by their political agenda in restoring a religious imamate and resuming their hierarchical supremacy. Saleh was led by resentment and aiming at crushing those who helped oust him in 2011. Over the coming months, the alliance began an aggressive military campaign against Saleh’s oppositional forces, which included president Hadi, after the Houthis descended to Sana’a and militarily took over the capital and stormed into Hadi’s presidential palace. Consequently, Hadi escaped to Saudi Arabia and sought support. In the name of restoring legitimacy in Yemen, Saudi Arabia formed a coalition consisting of 11 Arab states and launched its airstrikes campaign.

© Murad Subay

Midst this complex conflict, Yemeni people pay a heavy price as they are directly and indirectly affected. The human cost in Yemen war has reached a critical stage, causing the death of at least 10,000 people, the displacement of more than 3 million people and a worsening humanitarian situation for 80% of Yemen’s 27 million population. One of the devastating impacts of the war is hunger and the predicted famine unfolding itself in front of the world’s eyes and next to some of the world’s richest countries. Over half of Yemen’s population – 14.4 million Yemenis unable to meet their food needs and 19.4 million people lacking clean water and sanitation. As children are the most vulnerable, it is estimated that 320,000 children in Yemen face severe malnutrition. All these indicators are nothing but an early warning of a looming famine.

Hunger Causes

Prior to the ongoing conflict, several factors made Yemen not only one of the poorest countries in the world but also the poorest Arab country in the Arab region. In light of major domestic events, Yemenis have been suffering a life under overlapping deprivations. The foremost event was the return of about one million Yemeni guest workers from Gulf countries to Yemen in 1990 following the Iraqi invasion of Kuwait contributed greatly to needs of jobs, schools, healthcare and other basic social services. Then, in light of Yemen’s unification and the country’s failure to manage the challenges of integrating the North and the South’s economic systems and resolving the implications of the post-civil war period; all these events and much more had a devastating impact on the developmental growth of the country.
In 2009, nearly half of Yemen’s population were living under the poverty line. To be poor in Yemen meant to be food insecure, with no clean water, illiterate and unable to afford feeding your kids nutritious food. Thus, Yemen was repeatedly ranked at the bottom in the Human Development Index. Yemen even failed to achieve decreasing the hunger rate, which was one of the UN’s millennium goals. While all these figures were emerging, Yemen’s ousted president Ali Abdullah Saleh was busy piling up his wealth in billions.
Midst of a milieu of ongoing instability, corruption and unequal distribution of national wealth, and out of social inequality and major economic grievances, Yemen’s 2011 uprising broke out leading the country into a vicious circle of one political crisis after another impacting the already fragile economy to decline further.
As Yemen has been rolling into an eco-political shock after another over years, the ongoing conflict has tremendously exacerbated the food safety. For a country that relies on the import of 90 percent of its food commodities, it’s extremely difficult to cope with the current dire humanitarian situation. The World Food Program explains, “fuel shortages and import restrictions have reduced the availability of essential food commodities in the country.” As Yemen was already crumbling by the ongoing conflict, the occurrence of a couple of natural disasters in the past few years; from flash floods to powerful cyclone have had an appalling effect on the situation.

© Murad Subay

Man-Made Famine

Although the war is a contributory factor, hunger in Yemen is largely a man-made catastrophe for which both the Saudis and the Houthis bear vast responsibility. They are both using food as a systematic and strategic weapon in the war. A blockade over Yemen’s main ports has been placed by the Saudi-led coalition since the beginning of the war, denying flights and shipments of fuel, food and medicine supplies. According to a UN reporter, the Saudis as well forbid aid agencies from delivering humanitarian aid to Houthi-controlled areas. Over the past few months, a number of bridges used to transport UN food aid have been bombed by the coalition. In parallel, the Houthi-Saleh coalition has systematically put people to death in battled areas by denying besieged people access to water and food; this is evident formerly in Aden and currently in Taiz. As a quick solution, a black market for goods is thriving in the country, where only those few who can afford the high prices in the market can buy. The World Bank today estimates that almost all Yemen’s population live under the poverty line.

Silence is a War Crime

Millions of Yemenis are not only poor today but they are also in despair and hungry for both peace and food. As more than 21 million of people are in urgent need of humanitarian assistance inside Yemen, this catastrophe is more than anywhere else in the world, including Syria. As human rights issues blogger and activist, I am frustrated by the world’s apathy over the tragedy in Yemen. I always write and give talks about the situation in Yemen, and after describing the devastating current picture, I try to ask the world to imagine that Yemen was hit by an earthquake, hoping that this would encourage them to rally and help this impoverished nation. Instead Yemenis are met with worldwide indifference and left to die in silence. Not taking an action to save Yemen before the famine rages is a choice the the international community is making which unfortunately will be regarded as a disgrace to the international humanitarian system (22 September 2016).

Source: http://www.vidc.org/index.php?id=2782

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Newsletter 17

Statistische Daten zum Bombenkrieg

Eine kürzlich veröffentlichte unabhängige und unparteiische Untersuchung ergab erschreckende Ergebnisse hinsichtlich der Opfer und Schäden des Bombenkriegs der saudischen Allianz, die nicht dem militärischen Sektor zuzurechnen sind, sondern Zivilisten und die zivile Infrastruktur betreffen.

Die Untersuchung, welche auf open-source-Quellen beruht und Untersuchungen vor Ort einbezieht, ergab, dass zwischen Ende März 2015, dem Beginn des Bombenkrieges und Ende August 2016 mehr als 8.600 Luftangriffe von der Saudischen Koalition geflogen wurden. Von diesen 8.600 Bombenattacken haben 3.577 militärische Anlagen getroffen und 3.158 nicht-militärische Anlagen. In 1.882 Fällen konnte nicht eindeutig eruiert werden, ob das Bombenziel militärisch oder zivil war.

Die UNO hat die Zahl der Kriegstoten seit 18 Monaten mit mehr als 10.000 beziffert, von denen nachweislich 3.799 Zivilisten waren. Menschrechtsorganisationen haben wiederholte Verletzungen durch die Houthis dokumentiert, darunter den Einsatz von Landminen und wahllosen Beschuss von Wohngegenden, und haben bekanntgegeben, dass die jemenitische Zivilbevölkerung unter schweren Verletzungen, begangen von allen Seiten, zu leiden hatte und hat.

Das Yemen Data Project hat sich ausschließlich auf die Untersuchung der  Luftangriffe und deren Auswirkungen spezialisiert und hat auf Erhebungen der Opfer von Kampfhandlungen auf dem Boden verzichtet, weil zuverlässige und vollständige Nachweise nicht möglich waren, da der Zugang zu den Frontlinien verwehrt ist.

Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass insbesondere wiederholte Attacken auf Ziele, die eindeutig zivil sind, nicht zu rechtfertigen sind. Kollateralschäden können aus Fehlern in der Steuerung oder der Logistik erklärt werden, oder – in dicht bevölkerten Gebieten wie in Sana´a – aus der Nähe zu militärischen Zielen, aber die wiederholte Bombardierung von Schulen oder Krankenhäusern lässt solche Erklärungen nicht zu und verlangt nach genaueren Untersuchungen.

Aus der Karte der registrierten Bombenattacken der saudischen Allianz geht hervor, dass insbesondere das Stammgebiet der Houthis im Norden, Sana´a und Umgebung sowie Taizz und bis Juli 2015 Aden am meisten betroffen waren. 942 Angriffe trafen Wohngegenden, 114 Märkte, 34 Moscheen, 147 Schulgebäude, 46 Universitäten und 378 Transportwege oder Fahrzeuge.

Seit längerem gärt sowohl in Großbritannien wie in den USA Widerstand gegen die Beteiligung der jeweiligen Regierungen am Bombenkrieg. In letzter Zeit steigt der Widerstand in den Parlamenten gegen die Genehmigung von Waffenlieferungen, insbesondere von Bomben an Saudi Arabien.

Stammesversammlung in Arhab

Die bewaffneten Auseinandersetzungen auf jemenitischem Boden konzentrieren sich derzeit auf die Gebiete nördlich und östlich von Sana´a sowie auf Taizz. Im umkämpften Gebiet von Arhab wurde eine Stammesversammlung einberufen um die Loyalität der Stammeskämpfer für den „nationalen“ Sieg und gegen die feindlichen „Saudi Invasoren“ zu gewinnen. Die Stammeskämpfer werden mit Lebensmittelkontingenten und Bargeld belohnt und gelten bei dieser Vereinbarung nicht als käufliche  Söldner oder Legionäre, sondern als professionelle Krieger, die sich unter bestimmten Bedingungen öffentlich für eine Sache verpflichten.

Die Houthis sammeln bei der Bevölkerung Bargeld zur Finanzierung des Soldes der Stammeskämpfer ein, Beiträge, die mehr oder weniger freiwillig geleistet werden. Bargeld wird zur Zeit immer knapper im Jemen, weil Saudi Arabien versucht, unter Einschaltung von Exilpräsident Hadi nach der Zerstörung der Infrastruktur, der Belagerung und Aushungerung der Bevölkerung nun auch die jemenitische Zentralbank lahmzulegen um jede Wirtschaftstätigkeit für Millionen von Menschen zu unterbinden.

Exilregierung und „befreite“ Gebiete

Exilpräsident Hadi rief dieser Tage von Riad aus die Mitglieder seiner Regierung  auf, in den „befreiten“ Gebieten effizient für den Wiederaufbau und eine Verbesserung der Lebensbedingungen zu arbeiten. Im Lande wundert man sich: Wo sind die „befreiten“ Gebiete? Und wo die Regierung, die das bewerkstelligen soll?  Hadi hat seit 19 Monaten jemenitischen Boden, abgesehen von 2 Stippvisiten von ein paar Stunden, nicht mehr betreten, von seinem Premierminister bin Daghr hörte man ein paar Tage lang in Aden großartige Ankündigungen, aber dann nichts mehr. Die Bevölkerung Adens leidet auch 13 Monate nach Beendigung der Kriegshandlungen schwer unter der zerstörten Infrastruktur, der mangelnden Sicherheit und den Versorgungsmängeln.

Dennoch gibt es Hoffnung!

Dieser Tage erreichen uns aktuelle Bilder aus den Kaffeebergen der Provinz Raimah, die uns zeigen, der alte „biblische“ Jemen, Felix Arabia, lebt weiter.

 

zu sehen unter:

http://www.huffingtonpost.com/entry/yemenis-living-in-the-mountaintops_us_57d80d43e4b0fbd4b7bb6aa2

http://www.theatlantic.com/photo/2016/09/far-from-the-war-yemens-remote-mountain-villages/500585/

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Interview mit Annelies Glander

Über den Krieg im Jemen haben wir auf dem Blog bereits berichtet, auch darüber, dass der Jemen über seine kurzen 15 Minuten Ruhm nach dem Film „Lachsfischen im Jemen“ nicht hinaus kam. Es ist ein Land, das seit Jahrhunderten mehr oder weniger ignoriert wird, neben den größeren (und meist aggressiveren) Nachbarn scheint es nicht wichtig, nicht erwähnenswert genug.

Die Wiener Sozial-Anthropologin und Linguistin Dr. Annelies Glander hat diesen Fehler nicht gemacht und hat sich schon während ihres Studiums in den Jemen und seine Menschen verliebt. 2014 gründete sie die Organisation Felix Arabia International und versucht seither, das ärmste der arabischen Länder mit Projekten, die aus Spendengeldern aus Österreich finanziert werden, zu unterstützen.

Ich habe mit ihr über die Faszination Jemen, den Krieg und ihre NGO gesprochen.

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Frau Dr. Glander, könnten Sie uns mehr über die NGO Felix Arabia International und deren Entstehung erzählen?

Wie schon der Untertitel dieser NGO “Helping Hands for Yemen“ aussagt, ging und geht es vornehmlich um Hilfe für Kinder – und für deren Mütter. Als“social anthropologist“ versuche ich seit Jahren vergeblich, an spendenfreudige Menschen zu appellieren, nicht irgendwelchen Organisationen Geld zu überlassen, ohne zu wissen oder zu erfahren, was genau mit dem Geld geschieht. Zu viele Spenden landen in den Taschen von Organisationsmitarbeitern oder werden sinnlos für Projekte vergeudet, die zu nichts führen. Besonders ärgerlich sind die Riesenspenden an Regierungen, die nie zu den bedürftigen Bürgern kommen.

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Wie kamen Sie persönlich zu der NGO und Ihrer engen Beziehung zum Jemen?

Zum Jemen kam ich als Linguistin auf der Suche nach einem Land, in dem mit Ausländern noch Arabisch gesprochen wird, wurde fündig und hab mich schon bei meinem ersten Aufenthalt in das Land verliebt und seine Menschen offiziell und privat kennen und schätzen gelernt, auch weil sie „anders“ sind als alle anderen Araber, die ich kennenlerne. Die NGO habe ich erst 2014 gegründet, als ich meine jahrelange intensive Zusammenarbeit mit der österreichisch-jemenitischen Gesellschaft infolge finanzieller Unregelmäßigkeiten und höchst unerfreulicher persönlicher Animositäten beenden musste.

Inwieweit hat der Krieg Ihre Aktivitäten im Jemen eingeschränkt? Sind Projekte von FAI direkt vom Krieg betroffen?

Da es unmöglich wurde, nach Kriegsausbruch wie sonst immer in regelmäßigen Abständen nach Jemen zu reisen, mussten wir unsere Aktivitäten auf digitalen Informationsaustausch und die Überweisung von Spenden beschränken. Ich konnte die von YERO betreuten Kinder nicht mehr besuchen. Wir konnten nur möglichst viel Geld senden, um den Erwerb von sauberem Wasser und von Nahrungsmitteln und auch Medikamenten am Schwarzmarkt zu ermöglichen. Ich war und bin aber mit allen Freunden per E-Mail und auch Telefon in ständiger Verbindung.

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Der Schwerpunkt Ihrer NGO liegt auf der Hilfe von Frauen und Kindern. In einem Interview, das ich vor einigen Wochen mit Nadia al-Sakkaf, der früheren Informationsministerin des Jemens führte, haben wir gehört, dass es vor dem Krieg durchaus feministische Fortschritte im Land gab, wie beurteilen Sie diese und glauben Sie, dass die Entwicklung vom Krieg langfristig behindert wurde?

Nadia al-Sakkaf ist eine meiner besten Freundinnen, ich war schon vor ihrer Geburt mit ihrer Familie verbunden. Ich glaube, sagen zu dürfen, dass wir beide überzeugt sind, dass die Fortschritte der jemenitischen Frauen nach Kriegsende in vollen Umfang wieder aufgenommen und weiter betrieben werden, dies dann in immer größerem Ausmaß auch öffentlich. Gibt es doch zahllose Beispiele, was Frauen im Jemen immer schon zustande gebracht (und auch geleitet und bestimmt) haben, aber klug hinter den Kulissen die Fäden zogen ….

Eines Ihrer Projekte ist das Al-Wiam-Familienhaus in Sana’a, ein Haus für missbrauchte Frauen und ehemalige Gefängnisinsassinnen. Sie unterstützen die Frauen auch beim Dialog mit den Familien, wie oft ist das erfolgreich und wie oft werden misshandelte Frauen immer noch von der Familie stigmatisiert, wenn sie ihre Männer verlassen haben?

Auch unser Engagement für das „Frauenhaus“ verdanken wir Nadia al-Sakkaf, die mich als Vorstandsvorsitzende dieser Einrichtung vor einigen Jahren in das sehr gut getarnte Haus mitnahm. Auch in diesem Fall können wir zurzeit nur mit Geldspenden helfen, sind aber auch mit der Geschäftsleitung in Verbindung – konnten z. B: für die Bereitstellung von Milch sorgen, da die Mütter neugeborener Kinder zu schwach zum Stillen waren. Die Frauen in diesem Haus können Lesen und Schreiben lernen und/oder sich als Bäckerin, Friseurin oder Schneiderin ausbilden lassen. Außerdem steht eine Juristin zur Verfügung, die entweder Scheidungen durchsetzt oder Familienzusammenführungen schafft, also Frauen die Rückkehr zur Familie ermöglicht. Da die Frauen nach Abschluss der Ausbildung vom Frauenhaus auch Jobs vermittelt bekommen, genügt oft allein diese Tatsache, dass die Familie diese Frauen unbedingt wieder zurück haben wollen.

Welchen Stellenwert hat die Polygamie im Jemen und führt der Krieg Ihrer Meinung nach zu einer Zunahme von Zweit- und Drittehen?

Soweit ich miterleben konnte, sind die Fälle von Polygamie doch eher selten, dies vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, denn ein Mann muss ja alle seine Frauen gleich behandeln, also gleich versorgen. Darüber wachen alle Frauen gemeinsam. Bekannt sind auch Fälle, wo solche Zweitehen fast nach dem Muster unserer Patchwork-Familien funktionieren, sich alle, auch die Kinder, gut vertragen und eigentlich miteinander leben. Mir wurde auch anvertraut, dass manche Frauen die sexuellen Ansprüche des Mannes nicht alleine erfüllen wollen oder einfach nicht können und gerne Ersatz in Anspruch nehmen.

Haben Sie das Gefühl, dass das Bewusstsein der Frauen für den eigenen Selbstwert steigt, oder wird immer noch von manchen Jemeniten (auch Frauen) Gewalt in der Ehe als „normal“ empfunden?

Gewalt Frauen gegenüber, wird nirgends als „normal“ angesehen, kommt aber leider überall vor. Ich habe bei Studien – auch in Österreich – immer wieder feststellen müssen, was Männer sich erlauben und wie sie vor allem Töchter behandeln – nur wird das in unseren Ländern nicht publik gemacht.

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FAI unterstützt auch ein medizinisches Programm, das eine Art Ärztetausch zwischen österreichischen und jemenitischen Ärzten unterstützt. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Auch dieses Programm hat mit Ausbruch des Krieges eine plötzliche totale Unterbrechung erfahren. Es gab aber schon viele Jahre zuvor gezielte Hilfsprojekte, bei denen österreichische Ärzte als Team im Jemen Operationen durchführten und junge jemenitische Ärzte an österreichischen Spitälern ein Praktikum bzw. eine Fachausbildung machen konnten.

Der Jemen wird oft als „letztes echtes arabisches Land“ bezeichnet, das seine jahrhundertealten Traditionen trotz wiederholter türkischer Besetzung beibehielt und „authentisch“ blieb. Gleichzeitig war der Jemen auch vor dem Krieg bereits das ärmste arabische Land und scheint ständig an der Peripherie der globalen Wahrnehmung zu bleiben. Wie schätzen Sie die Situation nach Ende des Krieges ein?

Es wird wohl sehr lange dauern, bis der Jemen wieder wirklich zur Ruhe und zu einem Neuanfang kommt, sofern es überhaupt zu einem Ende des Stellvertreterkrieges zwischen Saudi Arabien und Iran kommt. Besonders Saudi Arabien war immer schon dagegen, in einem angrenzenden Land eine demokratische Republik „zu dulden“. Vielleicht sehen die Parteien aber jetzt doch bald ein, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden kann und Jemen nicht zu besiegen ist (wie ja die Geschichte gezeigt hat). Sicher ist aber auch die Tatsache, dass international viel zu wenig Information zu Jemen geboten wird – ja auch unserer Medien nie dazu etwas berichten, ein Grund für die erschreckende Armut des Landes. Außer unseren karitativen Aktivitäten bemüht sich die FAI deshalb auch, unseren Mitgliedern und Sponsoren so viel Informationen wie nur möglich zu Jemen zu bieten.

Auf der Website der FAI wird der alte jemenitische Mythos zitiert:  Als der liebe Gott auf der Erde Reichtum und Ressourcen verteilte, vergaß er völlig auf den Jemen. Als ihm dies zur Kenntnis gebracht wurde, überlegte er lange und traf dann folgende Entscheidung: „ Eure Gabe wird ein heller Verstand und Erfindungsreichtum sein und Ihr werdet daraus großen Nutzen ziehen“. – Wann wird Ihrer Meinung nach der Jemen so weit sein, aus seinen großen Fähigkeiten endlich auch Nutzen ziehen zu können?

Allein die Tatsache, wie „die Jemeniten“ mit den Schwierigkeiten und Entbehrungen in unglaublicher Solidarität und Erfindungsgabe zurande kommen, sollte viele an diesen Mythos erinnern … Der Nutzen, den sie daraus ziehen, ist gegenwärtig wohl sehr gering, würde sich aber einstellen, wenn es nach Kriegsende gelingt, Obama und Putin (oder deren Nachfolger) davon abzubringen, sich in die Zukunft Jemens glauben einmischen zu müssen …

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Sie können sich bei Felix Arabia International durch den monatlichen Newsletter (für den übrigens Barbara Wally schreibt) über die Entwicklungen im Jemen auf dem Laufenden halten oder Mitglied des Vereins werden und die Projekte so auch finanziell unterstützen.

Über das YERO-Straßenkinder-Projekt werden wir am Donnerstag in einem Interview mit Nouria Nagi noch mehr erfahren.

Quelle: http://blog24-7.sex-mit-sartre.de/2016/08/01/interview-dr-annelies-glander/ 

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DIY-(Welten)MACHERIN: Nouria Nagi

Nouria wird von 550 Kindern „Mama Nouria“ genannt, obwohl sie nie verheiratet war und nie eigene Kinder bekam. Die jemenitischen Straßenkinder ihres YERO-Projektes sind alle wie ihre eigenen und sie ist auf deren Entwicklung so stolz, wie es nur eine Mutter sein kann. Buchstäblich aus dem Nichts, in ihrem eigenen Wohnhaus, hat Nouria mit der Umsetzung ihrer Idee, bettelnde Kinder von der Straße zu holen und ihnen zu einer guten Ausbildung und einer Zukunftsperspektive zu verhelfen, begonnen und hat bis heute hunderte von Familien vor einem Leben in Armut bewahrt, was sie definitiv zu einer unserer DIY-(Welten)Macherinnen macht.

In unserem Interview mit Dr. Annelies Glander haben wir YERO schon kurz vorgestellt, heute spreche ich mit Nouria selbst.

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Fangen wir doch damit an, dass du uns ein bisschen mehr über dich und dein Leben vor deinem Projekt erzählst.

Ich habe den Großteil meines Lebens in London verbracht, als Kind habe ich mit meinen Eltern in Frankreich gelebt. Nachdem mein Vater pensioniert wurde, kamen wir nach Aden, doch in den Siebzigern kehrte ich nach London zurück um zu studieren. Dort habe ich auch viel wohltätige Arbeit mit Obdachlosen, in Seniorenheimen und Hospizen geleistet.

Du hast mit YERO in deinem eigenen Haus angefangen. Wie schwierig waren diese ersten Monate?

Nouria02Ja, das stimmt, es hat wirklich alles in meinem eigenen Haus begonnen und es war schwierig am Anfang, so wie alle Anfänge immer schwierig sind. Ich kannte Sana’a nicht besonders gut und war auch nicht ganz sicher, was für ein Projekt genau ich umsetzen wollte. Aufgrund meiner Erfahrungen aus London hatte ich ursprünglich vor, ein Seniorenheim zu errichten, aber dann wurde ich von einem kleinen Mädchen, das noch nie eine Schule besuchen konnte, inspiriert und das Projekt, Kindern zu kostenloser Bildung zu verhelfen und gleichzeitig ihren Müttern eine Berufsausbildung zu ermöglichen, um sie unabhängiger zu machen, war geboren.

Wie viele jemenitische Kinder haben nach deiner Schätzung heute keinen Zugang zu Bildung?

Es gibt leider keine genauen Zahlen darüber, wie viele Kinder nicht mehr zur Schule gehen oder nie zur Schule gegangen sind, aber ich bin sicher, dass es über 2 Millionen sind, wenn nicht mehr. Wir müssen auch die Kinder berücksichtigen, die keine andere Wahl haben, die Schule aufgeben zu müssen, um zu arbeiten und zum Familieneinkommen beitragen zu können.

Nouria03Inzwischen sind mehr als 450 Kinder Teil deines Projektes. Wie hat YERO ihr Leben verändert?

Inzwischen sind es sogar 550 Kinder, 11 von ihnen haben mittlerweile schon ihr Studium abgeschlossen, drei vor dem Krieg und acht in der letzten Woche. Wir feierten das mit einer großen Zeremonie Ich bin so stolz auf diese Kinder, die meisten von ihnen hatten ein hartes Leben, sie waren Straßenverkäufer und mussten schon als Kinder arbeiten, um mitzuhelfen, die Familie zu ernähren und trotzdem haben sie alle ihre Ausbildung abgeschlossen. Wie die meisten anderen unserer Kinder sind sie sehr ehrgeizig und aufgeschlossen, sie haben verstanden, welchen Stellenwert Bildung hat und was für einen enormen Einfluss sie auf ihr Leben haben kann.

Wie viele Mädchen sind ein Teil von YERO und ist es schwieriger als bei Jungen, Eltern die Notwendigkeit der Bildung bei Mädchen zu vermitteln?

Mittlerweile haben wir sogar mehr Mädchen als Jungen, aber am Anfang war es sehr schwer, die Eltern (besonders die Väter) zu überzeugen, dass Bildung für ein Mädchen ebenso wichtig ist wie für einen Jungen. Aber jetzt, seit sie sehen, wie viele Mädchen ihren Abschluss machen, sogar studieren und gute Jobs finden, weil sie Computerkenntnisse haben und Englisch sprechen, gibt es viel weniger Widerstände. Auch die Väter sehen, dass man mit einem Abschluss leichter Arbeit findet.

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Du konzentrierst dich nicht nur auf die Kinder, sondern versuchst, die ganze Familie zu unterstützen, zum Beispiel durch Nähkurse für die Mütter. Wie wichtig ist es für jemenitische Frauen ein Stück finanzielle Unabhängigkeit zu gewinnen und wie gehen die Ehemänner damit um?

Nouria05Wir müssen uns mehr auf die Familien an sich konzentrieren, denn die Familien sind ja der Grund dafür, dass die Kinder zunächst auf der Straße sind anstatt in der Schule. Deswegen ist es erst einmal sehr wichtig, die Probleme der Eltern zu lösen, um den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Die Kinder müssen betteln oder arbeiten, um die Familie zu ernähren, und wenn wir dazu beitragen, dass die Mütter selbst Fertigkeiten erlernen können, die es ihnen ermöglichen, zum Familieneinkommen beizutragen, entlastet das die Kinder. Die Mütter werden von uns auch ermutigt, mit unseren zinsfreien Darlehen kleine Unternehmen zu gründen. In den meisten Fällen freuen sich die Ehemänner über die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen, es ist sogar schon öfter vorgekommen, dass die Männer zu uns kommen, um ihre Frauen in unserem Programm anzumelden.

Die Arbeitssituation im Jemen ist derzeit verheerend. Wie viele deiner ehemaligen Schüler haben nach ihrer Ausbildung keine Arbeit gefunden?

Das stimmt, es gibt im Moment kaum Jobs im Jemen, sogar diejenigen, die gute Arbeitsstellen hatten, haben sie wegen des Krieges verloren. Seit der Revolution geht es bergab in diesem Land.  Unseren Absolventen geben wir jetzt Schreiben von uns mit, mit denen sie zu Unternehmen fahren und kostenlose Arbeit anbieten, um Berufserfahrung zu sammeln, bis der Krieg vorbei ist. Ihre Familien unterstützen wir in der Zwischenzeit mit Essensrationen.

Nouria Kind

Ist  YERO direkt vom Krieg betroffen, wurden Schulen geschlossen, ist die medizinische Versorgung der Kinder noch gewährleistet?

Wie alle Jemeniten sind natürlich auch wir betroffen. Unser Center wurde beschädigt, die Fensterscheiben waren zerbrochen und ein Teil des Daches eingestürzt. Eine gewisse Zeit hatten wir jeden Tag Angst, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben. Einige unserer Kinder wurden verwundet, aber Gott sei Dank nicht allzu schlimm. Ich selbst wäre zweimal fast gestorben. Wir haben alle unter dem Krieg gelitten, nächtelang nicht geschlafen wegen der Luftangriffe und der Bombardierungen ….. es war sehr hart für uns alle.

Jeder kann ein YERO-Pate werden. Für etwa 250€ im Jahr kann man der Pate eines bestimmten Kindes werden, sich Briefe schreiben und das Kind sogar besuchen. Haben schon viele solcher Treffen stattgefunden und wie bewusst sind sich die Paten über die profunde Art und Weise, auf die sie das Leben des Kindes verändern?

Hier möchte ich zunächst einmal sagen, wie dankbar ich Annelies Glander bin, denn ohne sie und ihre Unterstützung wäre unser Patenprogramm gar nicht möglich und YERO wäre nicht da wo es heute ist; und ohne die Paten könnten sich die Kinder nicht so sorgenfrei auf ihre Ausbildung konzentrieren, denn sie wissen, dass die Paten für die nötigen Schulmaterialien sorgen. Und ja, einige unserer Paten haben die Kinder auch schon besucht und sich sehr gefreut, mit eigenen Augen zu sehen, wie gut die Kinder sich entwickeln trotz der extremen Armut, in der sie aufwachsen, und wie hart sie daran  arbeiten, ihre Lebensumstände zu verbessern.

Nouria062013 hat Königin Elisabeth II dir den “Order of the British Empire” verliehen, erzähl uns von dem Tag im Buckingham Palace und wie stolz waren deine Kinder zuhause im Jemen?

Für mich war es natürlich eine große Ehre, diesen Orden von der Königin verliehen zu bekommen. Auf dem Weg zum Palast habe ich die ganze Zeit an meine Kinder im Jemen gedacht und als ich an der Reihe war, war ich so stolz darauf, dass der Jemen und unser Projekt im Buckingham Palast genannt wurde. Es war ein sehr glücklicher Tag für mich.  Auch die Kinder waren sehr stolz, vor allem weil ich die einzige arabische Frau bin, der jemals so eine Auszeichnung von der Queen überreicht wurde. Als ich zurückkam wurde ich von den Kindern und ihren Familien empfangen wie eine Kriegsheldin, die eine große Schlacht gewonnen hatte, es war wundervoll für uns alle.

Vor ein paar Wochen habe ich ein Interview mit Nadia al-Sakkaf, Jemens früherer Informationsministerin, geführt. Sie glaubt, es wird Jahrzehnte dauern, bis das Land sich vom Krieg wieder erholt hat, selbst wenn er morgen enden würde wonach es leider in keinster Weise aussieht) Welche Zukunft siehst du für den Jemen generell und für YERO im speziellen?

Es gibt hier ein Sprichwort: Während intelligente Menschen vereinfachen können, was sehr kompliziert ist, wird ein Narr oft das verkomplizieren, was eigentlich sehr simpel ist. – Genau das ist es, was gerade im Jemen passiert.  Es mag Ewigkeiten dauern, den Jemen wieder aufzubauen, aber man darf nie die Hoffnung verlieren, ohne Hoffnung könnten wir ebenso gut tot sein.  Mit der Entschlossenheit der Jemeniten werden wir dieses Land wieder auferstehen lassen. Wirklich unwiederbringlich sind nur die Leben der unschuldigen Menschen, die durch den Eigennutz selbsternannter Führer sterben mussten.

Nouria07Was dieses Land am allernötigsten braucht sind gut ausgebildete Politiker, die ihr Land und ihr Volk lieben und nicht nur an ihr eigenes Wohlergehen denken. Und was die Zukunft betrifft: im Moment ist doch die ganze Welt eine einzige Katastrophe! Es gibt Länder, denen es noch schlechter geht als dem Jemen, obwohl ich natürlich hoffe, dass sich auch für uns das Blatt wendet und wir einer besseren Zukunft entgegenblicken. Mein Traum für YERO wäre, zu expandieren und so mehr jemenitischen Kindern eine Ausbildung ermöglichen zu können.

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Wer keine Patenschaft übernehmen kann, aber YERO gerne mit einer einmaligen Spende unterstützen möchte, kann das über Felix Arabia hier tun.

 

Quelle des Beitrags: http://blog24-7.sex-mit-sartre.de/2016/08/04/diy-weltenmacherin-nouria-nagi/

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Newsletter 16

Die nun seit 10. April in Kuweit mit Unterbrechungen geführten Verhandlungen zur Herstellung eines Waffenstillstandes im Jemen erreichten einen neuen negativen Höhepunkt, als der Versuch einer von OSEGY Ismael Ould Scheich Ahmed vorbereiteten Resolution im Sicherheitsrat der UNO am Widerstand Russlands scheiterte.

Für die Sitzung am 3.8. im Sicherheitsrat der UNO in NY, welche Schirmherr der Gespräche ist und Scheich Ahmed als Sondergesandten eingesetzt hat, hatte – wie schon bei früheren Jemen-Resolutionen – Großbritannien, vertreten durch seinen stellvertretenden UN-Botschafter Peter Wilson, den Entwurf für die Abstimmung im Sicherheitsrat vorbereitet, der wie alle früheren Jemenentwürfe Saudi Arabien als Kriegspartei und die von ihr gesponserte Regierung Hadi „als international anerkannt“ unangemessen bevorzugte und die Houthi-Saleh Fraktionen in eine realistisch nicht gegebene Position eines Besiegten und zu Kapitulierenden manövrierte.

Vitaly Churkin, Delegierter Russlands im Sicherheitsrat, sagte nach Abbruch der Sitzung, „the council was almost ready to make a joint pronouncement in support of the political process“ when a delegation made an unacceptable demand”. Bei den Staaten, die unannehmbare Bedingungen stellten, handelte es sich wieder um Großbritannien und die USA, die in allen bisherigen Resolutionen vor allem aber in der verhängnisvollen Resolution 2216 die pro-Saudi-Linie vertreten, welche die Houthi-Saleh-Fraktionen zwingen, vor dem Beginn jeglicher Verhandlungen zu kapitulieren, indem sie die Waffen niederlegen und sich aus den eroberten Städten zurückziehen. Mit den Vorbedingungen dieser Resolution wurde ein wirklicher Friedensschluss unmöglich gemacht, weil es der Hadi-Fraktion genügt, kompromisslos auf der Erfüllung der für die Houthi-Saleh inakzeptablen Resolution 2216 zu beharren, ohne sich zu bewegen, und den saudischen Kriegsführern erlaubt, den Jemen weiterhin zu bombardieren, den Tod vieler Kinder einzukalkulieren und gleichzeitig die jemenitische Bevölkerung durch Blockade der Häfen und Flughäfen weiter auszuhungern.

Für den aktuellen Versuch einer einseitigen Schuldzuweisung für das Scheitern der Verhandlungen an die Houthis und Saleh wurde die Einrichtung eines politischen Rates durch dieselben am 28.7. in Sana´a herangezogen und als „unilaterales Vorgehen“ gegen die Bestimmungen gewertet. Großbritannien und nicht genannte und andere Sicherheitsmitglieder (unter Druck von Saudiarabien) wollten die Houthis dafür bestrafen, dass sie Saleh mit diesem politischen Rat aufgewertet und ihm wieder eine öffentliche Position ermöglicht haben.

Am 28.7. hatten die Houthis/Ansar Allah und der (Rest)Moutamar/Ali Abdullah Saleh in Sanaa die Bildung eines politischen Rates von 10 Personen (5 pro Fraktion) mit alternierendem Vorsitz gebildet, welcher die wichtigen anstehenden Probleme – nämlich Wirtschaft, Finanzen, Wiederaufbau mit verstärkter Kraft in Angriff nehmen und die militärische Agenda in den Hintergrund rücken sollte. Dies ist umso mehr plausibel, als Saudi Arabien den jemenitischen Krieg nun vermehrt mit wirtschaftlichen Druckmitteln führt.

Die Nachricht, dass die Houthis/Affash und Saleh/Moutamar in Sana´a angekündigt haben, eine gemeinsame politische Regierung mit je 5 Mitgliedern zu etablieren, schlug im Jemen selbst zunächst wie eine Bombe ein. Die Aufregung und die Furcht resultierten vor allem aus der Präsenz von Ali Abdullah Saleh, der offensichtlich eine führende Rolle in

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Ali Abdullah Saleh bei einer Fernsehansprache am 28.7.2016 in Sana´a

dieser neuen Regierung einzunehmen gewillt war und ihm diese Position auch von den Houthis gewährt wurde. Saleh, seit 2011 Expräsident, stellte durch eine Fernsehansprache im Nu seine alte Autorität wieder her. Auch wenn ihn inzwischen zahlreiche Proxies und Parteigänger verlassen haben, neue Parteien gegründet oder zu Hadi übergelaufen waren, und der Moutamar nicht viel mehr als eine Parteiattrappe ist, so ist es wie immer die Person Saleh selbst, welche Macht und Kontrolle ausstrahlt. Angesichts des selbstherrlichen Auftritts Salehs gerieten viele, die 2011 gehofft haben, ihn endgültig los zu sein, erneut ins Bangen und in Angst vor seiner Rache. Die Revolution 2011 hatte die die Bevölkerung beklemmende Ohnmacht gegenüber dem Regierenden etwas genommen, doch diese flackerte angesichts der massiven Präsenz Salehs sofort wieder auf.

Vor allem im Süden irritierte der neuerliche Aufstieg des verhassten Zentralisten Saleh die durch die politische Unsicherheit, die ständigen Attentate und die Fremdherrschaft ohnehin belastete Bevölkerung. Die Tendenz zur Abspaltung wird mit dieser Entwicklung massiv gefördert. Hinzu kommt, dass Saleh in Sana´a und im Norden noch immer auf Loyalitäten in der Administration, bei den Stammesscheichen und vor allem beim Militär

pro-Houthi und pro-Saleh-Demonstration in San´aa bei strömendem Regen am 29.Juli 2016

pro-Houthi und pro-Saleh-Demonstration in San´aa bei strömendem Regen am 29.Juli 2016

zählen kann. Saleh wendete sich in seiner Rede vor allem gegen Saudi Arabien, verurteilte es wegen seiner anhaltenden Kriegsverbrechen und forderte direkte Gespräche mit Saudi Arabien, um einen Waffenstillstand zu erreichen.

Eine Großdemonstration am 29.7. bei strömendem Regen in Sana´a manifestierte, wie viel Rückhalt die Houthis und Saleh im Nordjemen haben, während Hadi nach wie vor als „König ohne Volk und Land“ in Riad weilt, aber im fernen NY als „international anerkannter Präsident des Jemen“ gilt.

Die Tatsache, dass GB, die USA, Frankreich, derzeit auch Ägypten und Senegal als nicht-ständige, von Saudi Arabien finanziell abhängige Mitglieder des Sicherheitsrates, sich an diese Strategie halten, die Houthis zu kritisieren und Hadi sowie seine saudischen Patrone zu stützen, kann zu keiner friedlichen Konfliktlösung führen. Dies ist den Beteiligten auch bewusst, was zu dem klaren Schluss führen muss, dass es ein Interesse an der Aufrechterhaltung des bewaffneten Konflikts gibt, aber unter internationaler Aufsicht. Russland, das als ziemlich einziges Land, kontinuierlich über die Kriegszeit seine Botschaft in Sana´a besetzt hielt, stellt sich zunehmend hinter die Houthis und gegen diese Strategie.

Aber Saudi Arabien kann sich trotz der Unterstützung durch die UNO nicht zurücklehnen, denn der Vormarsch der Houthi-Saleh-Truppen in den Süden Saudi Arabiens hält an.

Am 3.8. erregte eine Nachricht Erstaunen, dass eine Houthi-Rakete, die nur 2 km Reichweite hat, im Zentrum der Stadt Samidah in der saudischen Provinz Jizan eingeschlagen sei. Die Stadt liegt 10 km Luftlinie von der jemenitischen Grenze entfernt, was bedeutet, dass sie 8 km innerhalb saudischen Territoriums abgeschossen worden sein muss. Der Vormarsch der jemenitischen Truppen – Beobachter schätzen, dass sie je zur Hälfte von Houthis und den zu Saleh loyalen Heerestruppen gestellt werden – erstreckt sich über 200 km entlang der gemeinsamen Grenze

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Newsletter 15

Die Verhandlungen zur jemenitischen Friedenslösung in Kuweit wurden Ende Juni unterbrochen und eine Verhandlungspause während des Endes des Ramadans und der nachfolgenden Feiertage bis 15. Juli vereinbart. Die Delegationen der Houthi/Ansar Allah und des Moutamar/Saleh kehrten nach Sana´a zurück und jene der Regierung Hadi nach Riadh zu weiteren Besprechungen. Das Briefing im UN-Sicherheitsrat hat keine Fortschritte erbracht, kein Wunder, da es ja die UNSR 2216 ist, der eine Friedenslösung behindert. Es wird nun von Seiten der UNO und der interessierten Länder erwartet, dass sich die Fraktionen in dieser Zeitspanne auf eine Roadmap einigen. Ein Unterkomitee zur Überwachung des Waffenstillstands tagt unterdessen in Dharan in Saudi Arabien. Von saudischer Seite wird Druck ausgeübt, dass der Friedenspakt in Saudi Arabien abgeschlossen wird, was jedoch von der Houthi/Ansar Allah und der Moutamar/Salehfraktion abgelehnt wird. Das Bestreben Saudi Arabiens geht primär dahin, die „Ehre und das Gesicht  zu wahren“, d.h. den Krieg weder als Verlierer noch als Schuldiger zu beenden.

Die Kriegshandlungen sind jedoch nicht abgeschlossen, sondern an drei Fronten wird weiter gekämpft. Allerdings sind nun immer weniger ausländische Truppen involviert. Auf der einen Seite kämpfen Soldaten und „Volksmilizen“ der Houthi/Saleh, auf der anderen Seite vorwiegend jemenitische Söldner. Es handelt sich dabei vor allem um Stammesleute, die von saudischer Seite bezahlt und ausgerüstet werden. Fokus der bewaffneten Auseinandersetzungen ist die Wüstenprovinz alJauf, die östlich von Saada an Saudi Arabien grenzt, sowie die Gegend um Nihm, ca 30 km östlich von Sana´a. Diese Gebirgsgegend gilt als Einfallstor nach Sana´a und ist seit Beginn des Krieges im Zentrum der Auseinandersetzungen. Dritter Kriegsschauplatz ist nach wie vor Taizz, wo die in der Stadt verschanzten radikal-sunnitischen Milizen gegen den Belagerungsring der Houthi/Saleh ankämpfen. Mit größeren Gebietsgewinnen ist an den drei Fronten nicht zu rechnen.

Nur die von den Houthis-Saleh gehaltenen Gebiete werden von jemenitischen Kräften beherrscht, der Süden und Osten des Landes ist zunehmend fremdbestimmt, wobei neben Saudi Arabien und den Emiraten, die seit Beginn des Krieges federführend sind, nun auch Katar kräftig mitmischt und sich jemenitische Strohmänner aufzubauen versucht. Der katarische Emir Tamim traf kürzlich General Ali Mohsen alAhmar, der im Exil in Riadh die saudischen Truppen im Angriffskrieg gegen den Jemen berät und den Abdrubbah Mansur Hadi in einem Überraschungscoup im April d.J. zu seinem Vizepräsidenten gemacht hat. Wie erinnerlich, war Ali Mohsen zunächst Intimfreund von Ali Abdullah Saleh, der ihm ungeheure Bereicherung ermöglichte, wandte sich in der Revolution 2011 gegen ihn und musste vor den Houthis ins Exil nach Riadh fliehen. Inzwischen gilt er als Protagonist der Muslimbrüder und wird von den Emiraten daher desavouiert. Vor Ali Mohsen hatte Emir Tamim bereits den Innenminister der Regierung Hadi, Hussein Mohamed alArab, auch er ein früherer Parteigänger von Saleh, zu einem Informationsgespräch geladen. Wenn die Kataris Ali Mohsen und alArab nun zu ihren jemenitischen Leitfiguren machen, bedeutet dies auch, dass die Spannungen und Konkurrenzen innerhalb des Golfkooperationsrates eskalieren und sich  in den Jemen verlagern.

Wie ernst die Emirate ihre Vormachtstellung im Süden und ihre Ablehnung der Regierung Hadi seit der schmachvollen Absetzung von Khaled Bahah nehmen, zeigt eine kürzlich erhobene Klage von Ahmed bin Daghr, dem neu eingesetzten Premierminister, auch er ein abgesprungener Protegé von Saleh. Bin Daghr kam im Mai mit einem Rumpfkabinett in Aden an, um Regierungspräsenz zu demonstrieren und den „Wiederaufbau in Angriff zu nehmen“. Seitdem ist die Versorgungslage in Aden schlechter als je zuvor und auch jetzt im Ramadan gibt es nur selten Strom und Benzin. Ohne die religiösen Wohlfahrtsleistungen und internationale Hilfssendungen müssten wohl viele Adanis hungern. Bin Daghr klagte öffentlich, dass ihm und seinen Ministern bei ihrer Ankunft nur drei Räume im Regierungspalast alMaschiq zur Verfügung gestellt wurden und dass er und seine Mitstreiter zu fünft in einem Raum schlafen und leben müssten. Hinzu kommt, dass ihnen die emiratische Besatzungsmacht keine Bewachung zur Verfügung stellt, so dass sie sich in Aden nicht bewegen, ja eigentlich nur hausen aber nicht regieren können.

Dieser Hilferuf von bin Daghr entlarvt die Situation von „Präsident“ Hadi, der seit nunmehr 15 Monaten kein Standbein im Jemen hat, überall im Lande unwillkommen ist, aber in den Friedensverhandlungen dennoch beansprucht, wie ein Sieger zurückzukehren, nachdem die Houthis die Waffen niedergelegt und das Feld geräumt hätten.

Inzwischen dürfte auch vielen der Hadi-freundlichen internationalen Beobachter klar sein, dass es ein Fehler war, ausschließlich Hadi den internationalen Rückhalt zu gewähren, auf den er sich bei jeder Gelegenheit beruft, und ihn für geeignet zu halten, den Jemen wieder zu konsolidieren.

Die politische Ausgangslage im Jemen ist viel zu komplex um einfache Lösungen zu ermöglichen. Inzwischen nehmen in der lang andauernden Notlage der Bewohner auch lokale Konflikte zu, vor allem im Süden. In Aden hält sich das Gerücht, dass an der Wasser- und Stromverknappung auch Gegenspieler in der Provinzführung von alDhale schuld sind. Zwischen alDhale und den Nachbarprovinzen Lahij und Abyan sowie Aden ist das Klima aus historischen Gründen vergiftet. Die politischen Kräfte in alDhale agieren seit Kriegsbeginn noch feindseliger und haben eine eigene Miliz aufgebaut.

Die Lage in den unter Houthi-Kontrolle stehenden Nordprovinzen ist relativ stabil. Die Bürgerrechte sind in der gegenwärtigen Belagerungs- und Blockadesituation eingeschränkt, doch scheint die Houthi-Regierung

unter ihrem Revolutionsrat einigen Rückhalt zu haben. Insbesondere in Sana´a ist die Lage ruhig und friedlich, ja es gibt sogar sporadisch Strom – nach einem Jahr totaler Dunkelheit. Die Sana´ani warten auf die „lailat alqadr“ (die Nacht der Herabsendung des Koran) und bereiten sich auf das „aid alfitr“ (Fest des Fastenbrechens) , den Feiertag nach dem Ende des Ramadan am 6. Juli vor, an dem es neue Kleider, Festessen und Süßigkeiten für die Kinder geben soll. Der „Zakat“, jene Steuer, welche die Gläubigen zu Ende des Ramadan in Naturalien abliefern, wird hoffentlich auch den armen Familien und den Opfern des Krieges zu einem schönen Fest verhelfen.

Für den Personenverkehr ist der Jemen nach wie vor ein geschlossenes Land, es gibt keine zivile Luftfahrt von und nach Sana´a und Aden.

Verteilung von Lebensmittelrationen zum Ramadan durch eine der vielen

im Jemen aktiven Hilfsorganisationen

Fitr-Fest nach dem Ende des Ramadan: Neue Kleider und viele Süßigkeiten

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Ramadan 2016

Liebe Mitglieder, liebe Sponsoren,

und noch einmal ist es gelungen, Ihre Spenden rechtzeitig nach Sana´a zu überweisen, sodass Nouria für unsere 70 YERO Kinder und ihre Familien zu Ramadan Lebensmittelpakete zusammenstellen konnte. Die Fotos zeigen sie Zusammenstellung und die Verteilung

Mit vielem Dank an ALLE und lieben Grüßen

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Newsletter 14

Seit einem Monat geht bei den Friedensverhandlungen zwischen der Regierungsfraktion und den Houthi-Saleh-Delegationen in Kuwait buchstäblich nichts weiter. Zwar verkündet der Sonderbeauftragte der UNO für den Jemen, Ismail Ould Scheich Ahmed, von Zeit zu Zeit optimistische Botschaften, doch die Situation am Verhandlungstisch zwischen den beiden Kontrahenten verhärtet sich von Tag zu Tag.
Wie am ersten Verhandlungstag geht es immer noch um die zeitliche Reihenfolge der Durchführung von Maßnahmen, die zu einer Übergangsregierung der nationalen Einheit führen sollen. Steht an erster Stelle die Waffenübergabe und die Räumung der besetzten Städte, wie von der Hadi-Delegation gefordert, oder die Bildung der Übergangsregierung unter Einschluss der Houthis und des Moutamar und dann erst die Übergabe von Waffen und Städten, wie von Houthi-Affasch als Bedingung gestellt? Zuletzt hieß es, die Hadi-Delegation sei zu Kompromissen bereit, nachdem sie Verhandlungen vier Tage lang boykottiert hatte, doch seitdem wurde keinerlei Fortschritt bekannt. Auch ist noch nicht sicher, ob der spätestens für den Beginn des Ramadan am 5.Juni vereinbarte Gefangenenaustausch zum Tragen kommt.
Parallel zu den Verhandlungen der jemenitischen Parteien finden aber auch Gespräche der interventionistischen Staaten und ihrer Vertreter statt, die ihre Interessen im Jemen sicherstellen wollen. Am aktivsten beteiligen sich daran die Golfstaaten und die USA. Die Spendenbereitschaft für humanitäre Leistungen, Hilfsgüter und Wiederaufbau bleibt jedoch weit hinter den Versprechungen und Bedürfnissen zurück. Die Regierung in Maskat hat ungewohnt lautstark auf ihre Vermittlerdienste hingewiesen, jedoch scheint auch ihr kein Erfolg beschieden zu sein.

Zeitlich parallel zur Blockade der Verhandlungen in Kuwait wird der am 10. April ausgerufene Waffenstillstand immer weniger eingehalten. Den Gremien zur Überwachung des Waffenstillstands in den fünf am meisten umkämpften Provinzen alJauf, Marib, Schabwa, alDhale und Taizz gelingt es kaum mehr, das Ausbrechen neuer Gewalttätigkeiten zu verhindern. Allein am 29.5. wurden 56 Gefallene bei Zusammenstößen in den genannten Provinzen an den Frontlinien zwischen den Houthi-Affasch und ihren Kontrahenten gezählt. Die Front der Gegner der Houthi-Affasch wird dabei immer weniger von sogenannten „pro-Hadi“-Kämpfern gestellt, sondern mehrheitlich von solchen, die Saleh und/oder die Houthis aus verschiedenen Gründen bekämpfen, und von Söldnern (jemenitischen und auswärtigen) im Auftrag der saudischen Koalition. Gleichzeitig fliegt die saudische Koalition vermehrt Tiefflüge über Sana´a und andere Städte, manchmal mit Bombenabwürfen, manchmal als reine Drohgebärde.

Die Lage gibt derzeit wenig Anlass zur Hoffnung, zumal die in Kuweit anwesenden Fraktionen nicht die derzeitige politische Lage im Jemen und nur sehr eingeschränkt die Interessen der Bevölkerung repräsentieren. Sie verfolgen vielmehr ihre Partikularinteressen ohne Rücksicht auf Erfolge der Friedensbemühungen und Verbesserung der Lage der Bevölkerung. In der jemenitischen Bevölkerung wird nichts sehnlicher erhofft als baldiger Friede und Beginn des Wiederaufbaus. Inzwischen ist auch Aden fast ganz ohne elektrischen Strom und wie in Hodeidah schon seit Monaten leiden die Menschen ohne Kühlschränke und Klimaanlagen unter der Hitze bei über 40 Grad im Schatten. In wenigen Tagen beginnt der Ramadhan und dann werden sich die physischen Belastungen des Fastens noch mehr auf die Lage der Menschen auswirken.
Eine kürzliche Abwertung des Rial um etwa 10% hat die Inflation und die Teuerung importierter Lebensmittel, von Medikamenten, Energieträgern sowie der dringend benötigten Solarpanele weiter beschleunigt. Für viele Jemeniten wird es sehr schwer werden, diesen heiligen Monat entsprechend der Tradition zu verbringen.
Wie möchten allen Jemeniten trotz der Belastungen und Entbehrungen einen glücklichen Ramadhan wünschen, familiäre Geborgenheit und Vertrauen und Hoffnung auf bessere Zeiten.
Ramadhan Karim!

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