Seit einem Monat geht bei den Friedensverhandlungen zwischen der Regierungsfraktion und den Houthi-Saleh-Delegationen in Kuwait buchstäblich nichts weiter. Zwar verkündet der Sonderbeauftragte der UNO für den Jemen, Ismail Ould Scheich Ahmed, von Zeit zu Zeit optimistische Botschaften, doch die Situation am Verhandlungstisch zwischen den beiden Kontrahenten verhärtet sich von Tag zu Tag.
Wie am ersten Verhandlungstag geht es immer noch um die zeitliche Reihenfolge der Durchführung von Maßnahmen, die zu einer Übergangsregierung der nationalen Einheit führen sollen. Steht an erster Stelle die Waffenübergabe und die Räumung der besetzten Städte, wie von der Hadi-Delegation gefordert, oder die Bildung der Übergangsregierung unter Einschluss der Houthis und des Moutamar und dann erst die Übergabe von Waffen und Städten, wie von Houthi-Affasch als Bedingung gestellt? Zuletzt hieß es, die Hadi-Delegation sei zu Kompromissen bereit, nachdem sie Verhandlungen vier Tage lang boykottiert hatte, doch seitdem wurde keinerlei Fortschritt bekannt. Auch ist noch nicht sicher, ob der spätestens für den Beginn des Ramadan am 5.Juni vereinbarte Gefangenenaustausch zum Tragen kommt.
Parallel zu den Verhandlungen der jemenitischen Parteien finden aber auch Gespräche der interventionistischen Staaten und ihrer Vertreter statt, die ihre Interessen im Jemen sicherstellen wollen. Am aktivsten beteiligen sich daran die Golfstaaten und die USA. Die Spendenbereitschaft für humanitäre Leistungen, Hilfsgüter und Wiederaufbau bleibt jedoch weit hinter den Versprechungen und Bedürfnissen zurück. Die Regierung in Maskat hat ungewohnt lautstark auf ihre Vermittlerdienste hingewiesen, jedoch scheint auch ihr kein Erfolg beschieden zu sein.
Zeitlich parallel zur Blockade der Verhandlungen in Kuwait wird der am 10. April ausgerufene Waffenstillstand immer weniger eingehalten. Den Gremien zur Überwachung des Waffenstillstands in den fünf am meisten umkämpften Provinzen alJauf, Marib, Schabwa, alDhale und Taizz gelingt es kaum mehr, das Ausbrechen neuer Gewalttätigkeiten zu verhindern. Allein am 29.5. wurden 56 Gefallene bei Zusammenstößen in den genannten Provinzen an den Frontlinien zwischen den Houthi-Affasch und ihren Kontrahenten gezählt. Die Front der Gegner der Houthi-Affasch wird dabei immer weniger von sogenannten „pro-Hadi“-Kämpfern gestellt, sondern mehrheitlich von solchen, die Saleh und/oder die Houthis aus verschiedenen Gründen bekämpfen, und von Söldnern (jemenitischen und auswärtigen) im Auftrag der saudischen Koalition. Gleichzeitig fliegt die saudische Koalition vermehrt Tiefflüge über Sana´a und andere Städte, manchmal mit Bombenabwürfen, manchmal als reine Drohgebärde.
Die Lage gibt derzeit wenig Anlass zur Hoffnung, zumal die in Kuweit anwesenden Fraktionen nicht die derzeitige politische Lage im Jemen und nur sehr eingeschränkt die Interessen der Bevölkerung repräsentieren. Sie verfolgen vielmehr ihre Partikularinteressen ohne Rücksicht auf Erfolge der Friedensbemühungen und Verbesserung der Lage der Bevölkerung. In der jemenitischen Bevölkerung wird nichts sehnlicher erhofft als baldiger Friede und Beginn des Wiederaufbaus. Inzwischen ist auch Aden fast ganz ohne elektrischen Strom und wie in Hodeidah schon seit Monaten leiden die Menschen ohne Kühlschränke und Klimaanlagen unter der Hitze bei über 40 Grad im Schatten. In wenigen Tagen beginnt der Ramadhan und dann werden sich die physischen Belastungen des Fastens noch mehr auf die Lage der Menschen auswirken.
Eine kürzliche Abwertung des Rial um etwa 10% hat die Inflation und die Teuerung importierter Lebensmittel, von Medikamenten, Energieträgern sowie der dringend benötigten Solarpanele weiter beschleunigt. Für viele Jemeniten wird es sehr schwer werden, diesen heiligen Monat entsprechend der Tradition zu verbringen.
Wie möchten allen Jemeniten trotz der Belastungen und Entbehrungen einen glücklichen Ramadhan wünschen, familiäre Geborgenheit und Vertrauen und Hoffnung auf bessere Zeiten.
Ramadhan Karim!